Vergangenheit und Zukunft

Ein Szenario aus dem Jahr 2061 mit den Dimensionen Wirtschaft und Freiheit

#Ebersberg, #Arbeitswelt, #Gemeinschaft & Gesellschaft, #Gleichberechtigung, #Politik

Autor:innen: Reinhard // Attraktor:innen: Johannes

Man möchte meinen, die Gesellschaft habe aus den vergangenen Jahrzehnten nichts gelernt. Eine Rückkehr zum Kommunismus, unter einem strengen Regime und ohne individuelle Freiheit erscheint uns heute in der fortschrittlichen westlichen Welt unmöglich. Aber wissen wir, was die Zukunft bringt? Was die Abkehr von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung auslösen könnte und die Gesellschaft bewegt, dies zu akzeptieren? Wie sieht es aus, wenn es dazu kommt? In manchen Regionen der Erde müssen wir nicht warten, um es zu erleben. Wir müssen hinschauen - in die Gegenwart und in die Vergangenheit.

Anna ist die Tochter eines linientreuen kommunistischen Parteifunktionärs und einer Tochter eines Grossbauerns (natürlich auch linientreu). 

Sie ist in den entsprechenden Jugendorganisationen und -einrichtungen erzogen worden, da ihre Eltern natürlich für ihr Land und die „Partei“ gearbeitet haben. 

Eine Besonderheit war aber in ihrer Kindheit und Jugend ihre Beziehung zur Natur und zu Tieren. Sie verbrachte in ihrer Kindheit viel Zeit auf dem Bauernhof ihrer mütterlichen Grosseltern. Dieser Bauernhof war in der Provinz in einem relativ dünn besiedelten Gebiet (nicht weit von der Landesgrenze zum benachbarten südlichen „Klassenfeind“) gelegen. 

Anna half schon früh mit bei der Ernte. Interessierte sich für vieles, war von Kindheit an neugierig. Sprach auch viel mit den teilweise zu Zwangsarbeit auf dem Bauernhof verurteilten Helfern. Das wurde von ihrem Grossvater und den Aufsehern nicht gern gesehen. Als Kind und Jugendliche wurde sie entsprechend getadelt. Positiv wurde aber ihr Arbeitseinsatz und ihre Intelligenz auch auf technischem Gebiet gesehen. Sie schaute beispielsweise bei den immer wieder notwendigen notdürftigen Reparaturen zu. Dabei musste immer viel improvisiert werden, da Ersatzteile nur schwer bzw. zeitverzögert zu bekommen waren. Hier war ihr Geschlecht kein Nachteil.  

Sie musste auch bei brutalen Bestrafungsaktionen der Zwangsarbeiter oft zusehen.Da sie (wie bereits erwähnt) den gewünschten Abstand manchmal nicht einhielt, wollte man ihr dies scheinbar auch zur Abschreckung bzw. als Warnung nicht „vorenthalten“.  

Einmal wohnte sie z. B. einer brutalen Hinrichtung bei. Ein Zwangsarbeiter war geflüchtet und versuchte sich über die nahe gelegene Grenze in Sicherheit zu bringen. Er wurde aber von Grenzposten entdeckt und verhaftet. In einem Schauprozess wurde er am nächsten Tag zum Tode verurteilt. Die Funktionäre dachten sich eine besonders brutale öffentliche Hinrichtung aus, bei der auch alle anderen Zwangsarbeiter zusehen mussten. Die Leiche wurde schliesslich den Schweinen zum Fraß vorgeworfen. 

Anna lernte also früh sich besser dem System anzupassen und nicht allzuviel negatives Aufsehen zu erregen. Um zu überleben bzw. einen gewissen „Mindestkomfort“ zu erreichen, scheute sie sich auch nicht ihre durchaus vorhandenen weiblichen Reize einzusetzen. Nach einem guten Schulabschluss eröffnete man ihr die Möglichkeit eines Studiums in Physik an der Universität in der Hauptstadt. Sie lernte einen hoochrangigen verheirateten Parteifunktionär kennen. Im Rahmen einer Affäre wurde sie schwanger und Andreas wurde geboren. Sie studierte nach kurzer Unterbrechung weiter. Der Funktionär sorgte aber für eine etwas luxuriösere Unterbringung in einer (wenn auch kleinen/bescheidenen) Wohnung. Vorher musste sie sich aber mit einer anderen Studentin ein kleines Zimmer teilen. Anna studierte fleissig weiter und in den Ferien wurde ihr Einsatz als Helferin auf dem Bauernhof ihrer Grosseltern immer wieder gerne gesehen. Auch in der studentischen Parteiorganisation engagierte sie sich und nahm an den regelmäßig stattfindenden Kundgebungen teil.  

In der gesellschaftlichen Hierarchie stieg sie nach dem wieder mit überdurchschnittlichen Noten abgeschlossenen Studium weiter auf. Natürlich kamen ihr ihre verwandschaftlichen Beziehungen und auch ihr immer noch sporadisches Verhältnis zu dem Parteifunktionär dabei zu Gute.  

So wurde sie auch als „Zuarbeiterin“ für das natürlich streng geheime Atomprogramm eingesetzt. Sie wusste, das jeder Verrat bzw. Kontakt zu oppossitionellen einem Todesurteil gleichkam. Entsprechende Hinweise erhielt sie immer wieder als „versteckte Drohungen“. Auch über das Wohlergehen ihres Sohnes wurden immer wieder unzweideutige Bemerkungen zugetragen. 

Aus dieser Welt flüchtet sie in die Natur und auf den Bauernhof der Grosseltern. 

Sie legt sich einen eigenen Garten an und baut sich eigenes Gemüse an.