Hallo Ihr!

Ein Szenario aus dem Jahr 2061 mit den Dimensionen Mobilität und Wohnraum

#Ebersberg, #Familie, #Gemeinschaft & Gesellschaft, #Klima & Umwelt, #Verkehr, #Wohnraum

Autor:innen: Michaela // Attraktor:innen: Julia

Wohnraum ist kein Eigentum, sondern gehört der Gemeinschaft und wird nach Notwendigkeit verteilt, was auch alternative Wohnformen hervorbringt. Vieles ist grüner, wenn es nicht vertrocknet. Gemeinschaft wird groß geschrieben. Aber scheinbar auch Individualmobilität mit all ihren Facetten.
Ein "direkter Draht in die Zukunft" könnte uns schon heute helfen, die Probleme von morgen zu kennen und frühzeitig etwas dagegen zu tun. Wäre das nicht schön? Andererseits, sind nicht viele Probleme schon heute absehbar und wir könnten etwas dagegen tun?
Könnten...

Eben hab ich auf dem Dachboden in unserem Haus ein Ding gefunden, das fast wie ein Telefon aussah. Das Teil war total verstaubt und hatte Rostflecke am Akkufach, die Tasten haben richtig geknirscht aber: Irre!.. Als ich auf einen Knopf gedrückt habe, fing das Display an zu leuchten und eine Stimme hat zu mir gesprochen:  

“Hallo! Hier sind Menschen aus dem Jahr 2021. Das Gerät, das Du eben in der Hand hältst, wurde vor Kurzem entwickelt und stellt vielleicht eine Möglichkeit dar, mit Dir zu kommunizieren, noch wissen wir nicht, ob es funktioniert. Wir haben als Adressat das Jahr 2061 gewählt. Darum bitten wir Dich, es JETZT zu benutzen. Bitte sprich für uns eine Nachricht auf und erzähle uns von Deinem Leben. Wir bedanken uns schon jetzt, denn wir können nicht sicher davon ausgehen, dass wir direkt mit Dir kommunizieren können” 

Also gut: “Hallo Ihr! Dann erzähle ich Euch mal wie es so läuft bei mir: 

Vor sechs Monaten, am 6.1.61 bin ich 10 Jahre alt geworden, meine beiden älteren Geschwister haben sich angeblich richtig gefreut, als ich auf die Welt gekommen bin.  Ich kann mich noch erinnern, als dann meine zwei jüngeren Geschwister kamen: Die Aufregung war groß und ich konnte es damals fast nicht ertragen, schon wieder so lange im Stau zu sitzen, bis wir dann endlich im Geburtshaus waren und die Zwillinge auf den Arm nehmen konnten.  

Wir wohnen momentan gemeinsam mit anderen Familien, vielen Alten und Jungen, Singles, Paaren, und Wohngemeinschaften im Quartier „Friedenseiche“ in Ebersberg, einer Stadt zwischen München und Wasserburg. Bis die Zwillinge kamen haben wir noch am anderen Ende Ebersbergs gewohnt, aber da wurde es uns dann mit sieben Personen zu eng und so haben wir im Rathaus nachgefragt, was aktuell für unsere große Familie zur Verfügung steht. Wir haben jetzt ein Haus, das wahrscheinlich ungefähr zu Euerer Zeit gebaut wurde.  Ich weiß ein bisschen was von den Leuten die das Haus mal für ihre Familie gebaut haben und die damals noch meinten, dass das alles ihnen alleine gehört. Als ihre Kinder ausgezogen waren, sind sie dann aber doch in das neue kleine Haus in unserem Garten gezogen und so haben es damals auch viele ihrer Nachbarn gemacht. Das gibt’s heute auch noch: Meine Papa-Oma hat auch mal in dem größeren Haus neben uns gelebt, da ist auch mein Papa aufgewachsen. Jetzt wohnt sie immer noch neben uns, aber in dem „Midi-Häuschen“ das total kuschelig ist, viele Pflanzen auf dem Dach und keine Treppen mehr hat, so dass die Oma überall hinkommt. Wenn sie mal was nicht schafft, ruft sie uns oder die Care-Leute, also die “Quartierhelfer”, einer findet dann schon eine Lösung. 

Meine zwei größeren Geschwister fangen jetzt an zu überlegen wo sie mal leben wollen, wenn sie erwachsen sind. Vielleicht bleiben sie ja hier und die Stadt baut noch eine kleine Wohnung auf das Dach unserer Garage, die ist so groß, dass sie da oben bestimmt genug Platz hätten. Sie könnten aber auch in eine Wohnung in den Holzhäusern ziehen. Die sind total klasse, davon gibt es immer mehr, aber je länger es sie gibt umso mehr verschwinden sie. Das liegt daran, dass außen aus den Mauern und von den Balkonen und Treppen Pflanzen wachsen und so die Häuser nur noch im Winter so richtig zu sehen sind. Leider funktionierte das aber in den letzten Jahren nicht mehr gut, denn es war so trocken, dass die Häuser auch im Frühling und Sommer kaum grün wurden. Mein Lieblingshaus liegt am Hang, an dem ich immer vorbeikomme, wenn ich zum Schwimmen an den Klostersee gehe. Da wachsen eigentlich Unmengen Erdbeeren aus der Hauswand und ich komm sogar an die ran, die ganz oben im 8. Stock wachsen, weil es außen Treppen gibt, die jeder nutzen kann. 

Die Zwillinge gehen in die Kita, wie die meisten Kinder aus unserem Wohnquartier und wo auch mein Papa arbeitet. Meine Mama hat einen Job in München, aber meist ist sie zu Hause und freut sich, dass sie auch hier arbeiten kann und nicht so viel Zeit im Auto verbringen muss.  Die Kleinen sind manchmal den ganzen Tag weg und ich bin ehrlich gesagt nicht unglücklich, wenn ich mal die Jüngste bei uns bin. Aber wenn sie dann wieder ein paar Tag lang zu Hause sind, freu ich mich schon auch. Wenn sie großen Blödsinn machen und meine Eltern grad nicht können, ist immer jemand da, der sie kennt und auf den sie besser hören als auf mich. Überhaupt gibt’s viel Menschen um uns rum, die uns Kinder kennen. So viel Interesse nervt manchmal richtig! Aber wir finden meist einen Weg um den Erwachsenen zu entkommen. Und manchmal bin ich auch froh, dass ich außer meiner Familie noch andere Leute habe, die für mich da sind, wenn ich was brauche. 

Ich gehe in die Friedenseichen-Schule, das ist nicht weit und am liebsten laufe ich auf meinem Schulweg durch den Wagenpark, wo lauter verschiedene fahrbare Häuschen und Wohnanhänger stehen. Da ändert sich immer wieder was! Heute hab ich gesehen, dass ein Wagen losfuhr und ich bin schon gespannt, was da als nächstes stehen wird und wer dann neu in unserem Quartier lebt. 

Ganz scheußlich dagegen ist das riesige Parkhaus, an dem ich immer vorbei muss und in dem viele Menschen aus unserem Quartier, die keine Garage vor dem Haus haben, ihre Autos parken. Es gibt zwar Ampeln und Fußgängerwege, aber erst vor kurzem ist da ein Unfall passiert, weil ein Kind und ein Autofahrer nicht aufgepasst haben. Seitdem sind meine Eltern noch ängstlicher. Jetzt darf ich nur noch mit dem Rad fahren, wenn sie oder meine größeren Geschwister dabei sind! Also bin ich jetzt fast nur noch zu Fuß unterwegs und mach all das, was wir in der Schule im Verkehrstraining jede Woche üben. 

In der Nähe vom Parkhaus ist auch unser Quartierzentrum. Da steht die „KiSyTeMo”.  Meine Oma hat erzählt, dass ihre Eltern da geheiratet haben und dass es damals viel weniger Menschen gab, die dort hingegangen sind. Jetzt ist da immer was los. Es gibt feste Tage in der Woche da treffen sich dort Menschen um zu singen und ihre Feste zu feiern. Und sonst kann da jeder rein der möchte.  Immer wieder gibt es Kino oder Theater und Musik und die Leute vom „Friedenseichen-Restaurant“ kochen ganz oft. Nebenan steht noch ein sehr altes Holzhaus, das immer wieder umgebaut wurde, so dass jetzt Platz für alles Mögliche ist, auch die Care-Leute haben da ihre Büros. Ich hab dort einen Lieblingsplatz zwischen den Hecken, wo ich auch mal ganz für mich sein kann. Allerdings kommt es vor, dass dieser Platz  schon besetzt ist. Erst gestern saß da die Gundula und hat mit jemandem gesprochen, der gar nicht da war. Später ist sie losgelaufen, ist aber gleich wieder stehen geblieben und hat komisch geguckt.  Ich hab sie gefragt, ob sie nach Haus will. Das wusste sie aber nicht. Die Leute vom Care-Dienst, die ich angerufen hab, haben ihr dann weitergeholfen. 

Unser Wohnquartier heißt „Friedenseiche“, weil es dort angeblich mal einen richtig hohen alten Baum, eine Eiche, gab, die ein Lehrer mit seiner Schulklasse gepflanzt hat, als irgendein Krieg vorbei war. Den Baum gibt’s  schon lang nicht mehr und auch sonst tut sich das Grünzeug ziemlich schwer bei uns. Meine Eltern sagen, dass das schon so ist, seit sie auf der Welt sind, es wird immer heißer und trockener und alles, was früher mal hier gewachsen ist, kommt nicht mehr so richtig hoch. Selbst die Wiesen und Gärten zwischen unseren Häusern und Wohnungen werden manchmal gar nicht mehr richtig grün und erst wenn es endlich mal wieder geregnet hat, machts so richtig Spaß überhaupt draußen zu sein. 

So Ihr da von Früher, ich könnte Euch noch ganz viel erzählen aber das Wichtigste ist jetzt erst mal gesagt. Wenn Ihr mich hören könnt, sollt Ihr wissen, dass hier manches echt richtig gut ist und Ihr und Eure Kinder wirklich gute Ideen hattet. Aber warum habt Ihr so vieles vergessen? Also macht Euch bitte richtig viele Gedanken, Ihr habt doch Phantasie und Wissen und Ideen und wenn ich in Geschichte richtig aufgepasst habe, hattet Ihr doch auch genug Geld bei der großen Pandemie!