Der Hase ist weg!

Ein Szenario aus dem Jahr 2061 mit den Dimensionen Gemeinschaft/Gesellschaft und Ernährung

#Ebersberg, #Gemeinschaft & Gesellschaft, #Gesundheit & Ernährung, #Klima & Umwelt, #Wohnraum

Autor:innen: Stefan // Attraktor:innen: Kerstin

Was tun, wenn die Nahrungsmittel limitiert sind? Und wer ist schuld?
Über eine Hausgemeinschaft, die nach kreativen Lösungen sucht, um trotz Nahrungsknappheit ihre Gäste zu bewirten, Ungleichverteilung unter den Ebersbergern und Zusammenhalt in der Nachbarschaft.

Der Wohnblock, gebaut aus Betonplatten und mit Blech gedeckt.

Johann erwacht durch den Lärm im Haus. Er hat tierische Kopf-schmerzen. Muss wohl am Smog liegen.

Der Lärm der Hausbewohner, Türen knallen, Kinder schreien, Klappern aus der Gemeinschaftsküche haben ihn aus dem Schlaf gerissen.

Er hebt seine müden Knochen aus dem Bett, schlurft benommen über den Gang in die Küche. Es begrüßt ihn die ganze Meute.

Die Familie ist heftig am Diskutieren, erblickt ihn und schnauzt ihn an: „Der Hase ist weg! Hast Du jetzt auch noch unseren letzten Hasen gegen 2 Flaschen schwarzgebrannten Maisschnaps eingetauscht?

„Unsere halbe Stunde in der Küche ist bald um, nix im Kühlschrank und was wir morgen am Familientag, wo die ganze Ver-wandtschaft zu uns kommt, essen sollen wissen wir auch nicht!“

„Wo sollen wir jetzt etwas herbekommen. Das war unser letzter Tauschgegenstand!“

„Dann gibt es nur Gemüse“, kontert Johann. „Davon ist doch genug im Schrebergarten!“ Luisa schnaubt zurück: „Das stimmt nicht, wir hatten 4 Wochen sauren Regen, außerdem hat der letzte Hagel das Gewächshaus total demoliert.“

Theresa räuspert sich, alle Augen richten sich auf sie.

„Ähhhm, eventuell hätten wir doch noch etwas...“

„Was ist denn mit den Frischlingen?“, fragt Sergey.

Frischlinge – blankes, stummes Entsetzen am Tisch, das sind doch die Gemeinschafts-Nutztiere. Sie hatten doch mit der Hausgemeinschaft vereinbart, dass sie erst jagen, wenn sie ausgewachsen sind.

Johann: „Sergey, Frischlinge sind tabu. Dann muss Oma Eichelkuchen für alle backen und eine Geschichte aus der guten Zeit aus dem alten Buch vorlesen. Und Sergey führt Kunststücke vor.“

Alle schweigen, als die Großmutter begann im Buch zu blättern …. „Ach wisst ihr warum lese ich euch eigentlich immer die alten Geschichte vor? So toll war die Zeit damals gar nicht! Es herrschte der reine Kapitalismus und jeder war nur auf seinen Vorteil bedacht! Die vermögenden Ebersberger strebten nach einem Einzelgrundstück und zogen mit Klagen ins Felde, sofern ein mehrstöckiges Gebäude ihre Sicht zu verdecken drohte. Alle redeten nur darüber, was für die Natur zu tun sei, doch umgesetzt wurde kaum etwas.“

„Was ist da heute anders ...“, knurrt Johann. „Teile der Ebersberger versuchen doch noch immer Keile zwischen die Bevölkerung zu treiben. Nur damit sie in ihrem Stadtteil immer ausreichend von allem haben! Und wir?“

„Ja wir haben einen Schrebergarten“, kommentiert Rafael!

„Ha!“, lacht Theresa, „ihr beide - Ja euch mein ich, Rafael und Sergey, ihr nutzt ihn ja vor allem - nachts halt! Bleibt uns dann noch die gute Nachbarschaft, wo man sich ja immer etwas borgen kann, wenn ein Familienmitglied...“ - sie deutet auf Johann - „... mal wieder für Alkohol einen unserer Kleinnager an die Luft setzt.“

(…)

Johann besänftigte seinen anfängliche Groll mit reichlich Mais-Schnaps, und döste auf dem Stuhl ein. Gerade wollte er sich einem schönen Traum hingeben, als es laut an der Tür pochte.

Schlaftrunken öffnete er und sah Franz den Nachbarn zwei Stra-ßen weiter vor sich stehen. Mit einem, nein SEINEM Hasen auf dem Arm: „Servus Johann! Schau mal, der ist schon seit einigen Tagen bei uns im Garten, und jetzt ließ er sich endlich einfangen, das ist doch Eurer oder?“ Johann wäre dem Nachbarn fast vor Er-leichterung um den Hals gefallen. Hatte er ihn im Rausch doch nicht eingetauscht! Na darauf noch nen Maisschnaps mit Franz: „Komm rein! Kleiner Dankesschnaps. Auf den Hasen und gute Nachbarn!“